Gründerjahre (1926-27) der St. Paulus 1926

1926

Nach dem ersten Weltkrieg 1914-1918 durchzogen Hass und Hader unser Vaterland.

Handel und Industrie lag am Boden. Unsere Väter und Brüder waren arbeitslos und 
die Last des Versailler Vertrages drückte uns immer mehr in die Knie.

Dazu kamen noch die politischen Wirren und endlich die Inflation.
Mit Ende der Inflation im Jahre 1923, zeichneten sich dann wieder Sonnenstrahlen an unserem 
Schützenhorizont ab.

Diese Sonnenstrahlen weckten das ruhende Vereinsleben und sofort erinnerten sich
auch wieder die Schützen Ihrer alten Traditionen.

In den Stadtvierteln, in denen bereits Schützenvereine vorherrschten, fand sich schnell
wieder die Kameradschaft und Schützen zusammen und begannen wieder, wenn auch
unter primitivsten Umständen, mit althergebrachten Schützen und Volksfesten.

Im Zooviertel war es zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Gründung einer
Schützenkompanie gekommen. Als Grund galt wohl die soziale Schicht der Anwohner,
sowie die extreme politische Anschauung. Es war bekannt, dass in keinem Stadtviertel die 
Extremen so krass aufeinander trafen, wie im Zoo, dass von Kameradschafts- und Gemeinschaftssinn
keine Rede sein konnte. Um diese Ziele, Gründung einer Schützengesellschaft zu erreichen, 
bedürfte es einem findigen Kopf, gepaart mit dem gewissen Fingerspitzengefühl,
dass nötig ist, um die richtigen Männer zu finden, die gewillt waren eine Vereinbarung zu bilden.

Es galt Vorurteile aus dem Weg zu räumen, die negative Grundlage war nicht dazu angetan
den Schritt zu wagen. Und doch fand sich eines Tages ein mutiger Mann in der Person des Kameraden

Peter Butzen sen. damaliger Wirt der Gaststätte „Weseler Hof“

Die Gründung

Peter Butzen sen. legte Mitte Mai 1926 in seinem Lokal eine Liste aus, zwecks Eintragung
von Interessenten zur Gründung einer Schützenkompanie am Zoo.

Aufgrund seiner Beliebtheit, Werbung und persönlichem Einsatz für diese Idee,
fanden sich bald die „ERSTEN“ die seine Idee teilten und sich in die Liste einschrieben.

In einer äußerst kurzen Zeit von 2 Monaten, fanden sich 63 beherzte Männer, die der Parole
von Peter Butzen sen. folgten. Die in der Liste aufgeführten Männer wurden dann schriftlich für
die am 30. Juli 1926 festgesetzte Gründerversammlung in den „Weseler Hof“ eingeladen.

30 Mann folgten seiner Aufforderung, die dann zunächst Peter Butzen sen. zum provisorischen Vorsitzenden wählten.
Vom Vorstand des St. Sebastianus Schützenverein Derendorf waren zu diesen Ereignis
seine Majestät Tollet, Chef Rohleder, Oberst Schulte und der 1. Schriftführer Pawig erschienen.

Da die meisten Anwesenden die Begriffe einer Kompanie fremd waren, wurden sie von Chef Rohleder in kurzen klaren Worten
über Entstehung, Zusammensetzung, Zweck und Ziel des Schützenwesens aufgeklärt.
Alle Beteiligten waren sich nach der Abstimmung einig, im Zooviertel eine Schützenkompanie enstehen zu lassen.
Der Grundstein war hiermit gelegt, das Interesse geweckt und man ersuchte sich der Namensfindung.

Nach eingehenden Beratungen, stellte man drei Namen zur Auswahl vor,
aufgrund der Stimmenmehrheit bei der anschließenden Auszählung, erhielt die Kompanie den Namen:

St. Paulus Kompanie am Zoo

Zur Ausarbeitung der internen Satzung wurde eine Kommission gebildet, die zur ersten Versammlung der
der Gesellschaft St. Paulus am 09.08.1926, die Satzung vorlegen sollte.
Damit war die Gründerversammlung beendet und gegen Mitternacht trennten sich die Kameraden
in dem stolzen Bewusstein, Gründer einer neuen Schützenkompanie zu sein.

Am 09.08.19.26 wurde dann die erste Kompanie-Versammlung im VEREINSLOKAL „WESELER HOF“ abgehalten.
Die in dieser Versammlung vorgelegten Satzungen, wurden verabschiedet und sind bis zum heutigen Tag mit wenigen Änderungen,
bestehen geblieben. Die Wahl des Vorstandes erfolgte in geheimer Abstimmung.
Es brachte folgendes Ergebniss:

1.Hauptmann: Kamerad Butzen sen. / 2.Hauptmann: Kamerad Lange
1.Schriftführer: Kamerad Freitag / 2.Schriftführer: Kamerad Zahn
1.Kassierer: Kamerad Schwab / 2.Kassierer: Kamerad Büssing

Die Monatsbeiträge wurden auf 3,00 Mark festgesetzt, wovon 2,00 Mark an den Hauptverein abzuführen waren.
Am 18.08.1926 wurden die aufgestellten Statuten vom Hauptvorstand bestätigt.
Am 23.08.1926 fand im Vereinslokal eine Vorstandsversammlung statt, um anstehende Aktivitäten zu erörtern.

1. Druck von Mitgliedskarten und Statuten
2. Festzug am 12.09.1926 aus Anlass des 30 jährigen Bestehens der Freischütz-Kompanie
3. Wahl der Offiziere
4. Uniform
5. Musikgeld
6. Gründungsfest 

Es wurde das Format der Mitgliedskarten festgelegt und dem 1. Hauptmann und dem 1. Kassierer anheim gestellt,
200 Karten für aktive Mitglieder drucken zu lassen.
Den Mitgliedern sollte die Teilnahme an dem Festzug nahe gelegt werden.

Die Uniform sollten, schwarzer Anzug, möglichst Gehrock, weiße Krawatte, weiße Handschuhe getragen werden.
Im Knopfloch wurde außerdem eine weiße Blume empfohlen. Um eine ansprechende Uniform zu finden,
hat sich der Vorstand geeinigt, dass Hauptmann Butzen in der nächsten Kompanieversammlung in der
Uniform der Hohenzollern-Kompanie erscheint. Den Mitgliedern sollte nahe gelegt werden, diese Uniform zu wählen.
Hauptmann Butzen erklärte sich bereit, den minderbemittelten Kameraden mit 60.000 Mark unter die Arme zu greifen.

Zu dem am 06.11.1926 stattfindenden Gründungsfest, wurden der Pfarrer der St. Paulus Pfarre,
Oberbürgermeister Dr. Lehr, Dr. Wiedemeier und der Polizeihauptmann des Zooviertels eingeladen.

Zur zweiten Versammlung erschien Kamerad Butzen in der Hohenzollern Uniform.
Man konnte sich an diesem Tage nicht zu Uniformfrage einigen.
Aus diesem Grund traf sich der Vorstand erneut, um zu einer Einigung zu kommen.

Eine Sonderversammlung am 18.09.1926 brachte dann die Übereinstimmung.
Es wurde für den Schützenrock eine braune Farbe gewählt, mit schwarzem Samtkragen und Samtarmstutzen.
Die Kopfbedeckung bestand aus einem dunkelbraunen Hut mit entsprechender Feder.

Da die Kompanie noch nicht über eine eigene Fahne verfügte, wurde beschlossen, die historische Fahne
des St. Sebastianus-Schützenverein bei Umzügen mitzuführen.

Am 06.11.1926 erfolgte die Gründungsfeier im Vereinslokal „Weseler Hof“.

Zu diesem Fest sprach Kamerad Rohewald folgenden Prolog:

Ich grüße Euch, Ihr Herren und Damen!
Ein Hallali in der Schützen Namen.
Zum Gründungsfest seid heiter und froh
hier im Saale bei den Paulusschützen am Zoo.

Geselligkeit, das ist der Name,
der ganz oben steht an der zukünftigen Fahne,
unsere Vätern und Brüdern, mit denen wir weih’n
am heutigen Tag den neuen Verein.

Was nützt uns ein einsames Leben?
Von Tür zu Tür sollen Fäden schweben,
die ganze Familie soll es sein,
das ist der Grundsatz vom Schützenverein.

Wie unsere Väter die Ordnung gehalten,
so wollen es auch die Schützen halten.
Erwachen soll neu der Bürgersinn,
der uns führt zum Ziele hin.

Wertschaffender Mensch unter Menschen zu sein,
das ist die Parole von unserem Verein.
Es pflanze sich fort von Ort zu Ort,
das treue und feste Männerwort.
Wenn Schützen sich reichen die Hand,
magst ruhig sich mein Vaterland.

Und nun Ihr Mädchen und Ihr Frauen,
wohin auch Eure Augen schauen,
wir sehen Freundschaft und Brüderlichkeit,
ein Funken glimmt für die neue Zeit.

Zur Flamme soll der Funke erglühen
und aus dem Feuer soll erblüh’n,
die Liebe, die Treue zum Verein,
so wollen wir diesen Abend weih’n.

Mit der Väter ruf: „In Treue Feste!“
Willkommen beim St. Paulus-Gründungsfeste.

Am 11.12.1926 wurde die erste St. Paulus Fahne in Auftrag gegeben. Sie Sollte 110×110 cm groß,
dunkelgrüne Vorderseite, gelbliche Rückseite und mit St. Paulus Sinnbild, auf einem Schwert gestützt, sein.
Preis der Fahne mit allem erforderlichen Zubehör, sollte 480,00 Mark sein. Als Liefertag wurde der 15.04.1927 vereinbart.
Die St. Paulus Kompanie fing an zu leben, mit frischem Blut in den Adern steuerte man das nächste Jahr an.

1927

01.01.1927 verspätete Weihnachtsfeier für die Jüngsten der Gesllschaft St. Paulus.
08.01.1927 Monatsversammlung an der bereits über 50 aktive Mitglieder teilnahmen.
12.01.1927 Kaffeekränzchen für die Damen der Kompanie.
28.01.1927 Vorstandssitzung für die am 05.02 stattfindende Offiziersbestätigung.
05.02.1927 Offiziersbestätigung mit vielen Ehrengästen.
09.04.1927 Monatsversammlung in neuen Uniformen, zur Einführung der neuen Fahne.
Zur Enthüllung der Fhane durch Ehrenmitglied Vogel, zu den Klängen eines Tambourcorps,
wurde das dem Oberst Schulte gewidmete St. Paulus Marschlied gesungen.

Melodie: Ich schieß‘ den Hirsch im Forst, im tiefen Tal das Reh.
Text: Zusammengestellt von Hauptmann Hermann Franke, St. Paulus Kompanie am Zoo

Liedtext siehe:Das Paulus Lied

08.05.1927 kirchliche Einweihung der neuen Fahne durch Pfarrer Röntgen.
Pfarrer Röntgen wies auf den heiligen Paulus hin, der der Kompanie ein bleibendes Vorbild sein sollte.
Nach der Fahnenweihe erfolgte unter den Klängen einer Musikquelle ein Umzug durch die Lindemann-, Weseler-, Ahnfeld-,
Mülheimer-, Rethel-, Achenbach-, Herder-, Brehm-, Gruner-, Kühlwetter-, Speldorfer-, Wesler Str. zum Vereinslokal.
Nach diesem Umzug wurden auf die Kompanie folgende Verse gedichtet:

Im Wesler Hof, am Düsselkämpchen,
da hatte sich mal was getan
man trank dort gern sein Düsselkännchen
viel lieber noch als Lebertran.

Doch eines Tag’s, es war im Mai,
kam dort ein Schützenbruder rein,
denn man hatte einen Kameraden
schon in der Früh zu Grab getragen.

Da meinte Pitt und sagte soo-
wie wärs mit einer Kompanie am Zoo?
Da sagte Jupp, das wäre fein,
hol‘ mal Tinte und Feder rein
und was sonst noch dazu gehört,
bis heut‘ oder morgen sich mancher interessiert.

Es dauerte auch gar nicht lang,
Sie brachten es auf 80 Mann.
Das waren alles nette Kerle,
man sah es auf den ersten Blick,
daß alle mal in der Kaserne,
bekamen diesen flotten Tritt.

In Ihren schönen Uniformen,
ganz Derendorf war halb verrückt,
daß man am Zoo so nette Kerle,
was alle Schützenfrau’n entzückt.

Und Schießen konnten Sie oh Schreck,
den andern blieb die Spucke weg.
Sie schossen fröhlich, frisch und munter,
auch noch das letzte Pfand herunter.

 

14.05.1927 Weihefest unter Mitwirkung des gesamten Derendorfer Vorstandes und aller Kompanien.
03.07.1927 Schützenfest 1927
04.09.1927 Sommerfest der St. Paulus Kompanie
18.09.1927 Krönungsball im Lokal Schmitz, Mörsenbroicher Weg zu Ehren des
ersten Königs der Gesellschaft St. Paulus: Josef Steiner
30.10.1927 Stiftungsfest
07.12.1927 Pfarrfest St. Paulus

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